ich bin auf eine Hochzeit eingeladen.... sooo... Ich. Ausgerechnet. Nun ja, das bleibt ja leider ab einem gewissen Alter nicht mehr aus. Ich stehe aber halt nicht so sehr auf Feierleichkeiten in großem Kreis. Das hat nichts mit den Menschen zu tun, die feiern, sondern liegt einfach daran, dass ich mich in größeren Menschenansammlungen nicht besonders wohl fühle.
Nichts destotrotz muss / möchte ich mich ja ordentlich anziehen. Und da ich eine unmögiche Figur habe (Schultern 40, Taille 42/44, Hüfte 44/46 - JA...ich stehe ungerne dazu. Perfekte Modelmaße hat halt nicht jeder) kommt Ware von der Stange so gut wie nicht in Frage.
Deshalb habe ich mir aus der letzten Burda Plus ein tolles Modell ausgesucht und meine Mama für ein Wochenende gebucht!
Alleine hätte ich das im Leben nicht hinbekommen! Mama näht schon seit Jahren für sich selbst (und früher auch für uns Kinder) und kennt viel mehr Tricks und Kniffe um richtig mit dem Stoff umzugehen. Und nach zwei Tagen und einigen Stunden Handarbeit, sowie diversen Anproben und figur-spezifischen Änderungen, ist hier das fertige Modell...
ist es nicht total schön geworden? Es sitzt vielleicht nicht so "eng", wie bei dem Model im Heft und wir haben auch die Taille einfach ein Stück nach oben gerückt, aber ich fühle mich sehr wohl darin.
Für das Unterkleid (das im übrigen mit dem Oberkleid fest vernäht wird, damit auch nichts verrutschen kann) haben wir einen mittel- bis dunkelblauen seideähnlichen Stoff (den der Stoffhändler Valencia genannt hat, falls das jemandem von Euch etwas sagt) gewählt. Das Oberkleid ist aus einer leicht dehnbahren Spitze in dunkelblau genäht. Das Original wurde aus Guipure Spitze genäht, aber das kann und will ich mir ehrlich gesagt nicht leisten....
Den Reißverschluss hat Mama sogar mit Hand eingenäht, damit die Spitze keine Falten wirft. Und spätestens da wäre mir halt echt die Lust vergangen. Ich brauche bei meinen Nähprojekten eher schnelle Näherfolge und möchte nicht fünf Tage und womöglich noch mit Hand daran herumnähen. Das würde mich irre machen.
Da nur dunkelblau aber natürlich langweilig ist und auch nicht meinem Typ entspricht (ich bin bunt), muss ein Farbklecks her. Da ich zufällig tolle und bequeme (!!) Peeptoes in koralle habe und den farblich passenden Nagellack, brauchte ich nur noch eine passende Handtasche. Und ich dachte mir, dass es nun endlich mal Zeit für meine erste Clutch wird - und zwar kombiniert mit meinem ersten "Purse frame" (wie nennt man diese Dinger eigentlich auf Deutsch? Metall-Taschenverschluss-zum-klipsen??). Denn ein Reißverschluss oder eine Lasche / Klappe wären mir nicht chic genug.
Ich hatte bei Stoff & Stil in Halstenbek vor einiger Zeit mal einen tollen korallefarbenen Möbelstrukturstoff und ein kupferfarbenes Kunstleder gekauft die perfekt zu meinen Peeptoes und dem Nagellack passen.
Den Purse Frame habe aus England von U-handbag.
Und für alle, die auch noch nie mit diesen Frames gearbeitet haben, möchte ich Euch hier kurz zeigen, wie ich die Tasche genäht habe - verbunden mit ein paar Tipps, die ich während des Nähens, bzw. leider auch erst danach gelernt habe...
Zuerst mal müsst Ihr wissen, dass es so gut wie keine allgemeinen Schnittmuster für diese Rahmen gibt. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass es zuviele unterschiedliche Rahmen gibt. Dafür ist das erstellen des Schnittmsuters gar nicht soooo schwer.... (wenn man es denn verstanden hat und daran hat´s bei mir anfangs etwas gehapert).
1. Schnittmuster zeichnen
Ihr legt Euren Rahmen auf ein ausreichend großes Stück Papier. Nun zeichnet Ihr die Außenkante des Rahmens nach und markiert auch die Punkte, an denen der Rahmen endet. Markiert die Mitte.
Auf meinem Bild seht ihr, dass ich mit der gestrichelten Linie meine Nahtzugabe (1cm) um den Rahmen herum gezeichnet habe.
Nun müsst Ihr entscheiden, wie Eure Tasche später aussehen soll. Soll sie rundlich werden oder gerade heruntergehen, wie tief soll der Taschen-Boden sein, etc....
Ich wollte, dass meine ein klein wenig bauchig wird mit einem Boden von ca. 4cm Tiefe. Also habe ich von der oberen Ecke des Rahmens bereits angefangen die Nahtzugabe eben nicht gerade herunter zu zeichnen, sondern habe mir von dem Punkt aus, an dem mein Rahmen endet eine waagerechte Linie gezogen und habe mir auf dieser Linie einen Punkt in 2,5cm Abstand zum Rahmen markiert. Dorthin habe ich die Linie der "neuen" Nahtzugabe gezogen.
ACHTUNG: Jetzt kommt mein blöder Fehler, den ich nicht bedacht habe, den ich Euch aber mit auf den Weg gebe: Ihr müsst jetzt diesen soeben gezeichneten Punkt auf der Linie 1-1,5cm nach OBEN versetzen. Sonst sind die seitlichen Schenkel der Clutch zu lang und gucken unschön unter dem Rahmenende hervor (das seht Ihr am Ende auf den Bildern meiner Clutch!)
Für die Rundung habe ich einfach ein Tisch-Set von Bali aus Holz und Flechtwerk verwendet - Ihr könnt aber auch Schüsseln, Teller oder was auch immer verwenden.
Zeichnet am besten nur EINE Seite und spiegelt sie dann, indem Ihr das Papier genau in der Mitte, die Ihr vorher markiert habt faltet (als Stoffbruch sozusagen). Dann ist die Rundung auf beiden Seiten genau gleich.
Wenn Ihr diesen Part geschafft habt, ist das "schlimmste" schon erledigt ;o)
2. Stoffe zuschneiden
Nutzt Euer Schnittmuster um je zwei Teile vom Außenstoff, vom Futterstoff und vom Verstärker (in meinem Fall S320, da mein Außenstoff schon sehr standfest ist) zuzuschneiden. Bügelt den Verstärker auf die Außenstoffteile. Markiert mit einem Zauberstift oder einem kleinen Klips die (richtige!) Stelle, an der der Rahmen endet.
Ich habe mich entschieden, dass die Clutch einen Lederboden haben soll, deshalb habe ich den Außenstoff und das Lederimitat zuerst rechts auf rechts zusammengenäht, die Nahtzugabe auf die Lederseite geklappt und knappkantig abgesteppt.
3. Außentasche und Futtertasche nähen
Jetzt geht es los.
Von der Markierung aus näht Ihr bei der Außenstofftasche einmal die Seite hinunter, den Boden entlang und an der anderen Seite wieder hoch bis zur zweiten Markierung.
Bei der Futterstoff-Tasche fangt Ihr ebenfalls bei der Markierung an, lasst aber in der Mitte des Bodens eine Wendeöffnung und näht dann ebenfalls an der zweiten Seite bis zur Markierung hoch.
Um den Boden auszuarbeiten legt Ihr jeweils die Seitennaht und die Bodennaht aufeinander, bügelt die Nahtzugaben auseinander und messt von oben 3,5cm nach unten. Dort zieht Ihr eine Markierungslinie, fixiert das kurz mit einer Nadel, damit während des Nähens nichts verrutscht und näht dann auf dieser Markierung
4. Tasche zusammensetzenDie Futtertasche ist auf links gedreht (die rechte Stoffseite guckt also nach innen) und Außenstofftasche ist auf rechts gedreht (die rechte Stoffseite guckt also nach außen). Die Außenstofftasche steckt Ihr jetzt IN die Futtertasche, so dass die rechten Stoffseiten aufeinander liegen.
5. Nähen
Jetzt näht Ihr von der ersten Markierung (bis hierhin hattet Ihr in Schritt 3 genäht) die Seite hinauf, oben entlang und runter bis zur zweiten Markierung. Das wiederholt Ihr auch auf der anderen Seite. Klipst die starken Rundungen unbedingt ein und schneidet die Nahtzugabe etwas zurück, damit der Stoff möglichst flach liegt.
Wendet nun die Tasche durch die Wendeöffnung im Boden und näht die Wendeöffnung ganz knappkantig zu.
Ich habe auch die obere Kante rundherum genäht, damit ich es beim einkleben der Tasche in den Rahmen leichter habe.
Jetzt kommt schon der letzte Schritt. Verteilt ordentlich Textilkleber im Rahmen und beginnt mit den Seitenschenkeln. Die werden zuerst eingeklebt. Dann folgt das Oberteil. Um alles während des Trocknens zusammen zu halten habe ich Klips von Ikea benutzt. Es gibt aber auch extra Stoffklips.
Und das war´s dann auch schon! Lasst die Tasche einfach ein paar Stunden stehen, damit der Kleber wirklich gut getrocknet ist und dann seid stolz auf Euch !!! :o)
Hier kommt meine allererste fertige Clutch mit Metall-Klips-Rahmen - und auch, wenn ich den Fehler mit dem Messen und der Markierung gemacht habe und deshalb das Futter außen zu sehen ist, bin ich STOLZ drauf !!!
So...das war - glaube ich - mein längst Post überhaupt. Also höre ich jetzt lieber auf und wünsche Euch einen ganz tollen Abend.
Liebe Grüße
Daniela
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